Die wahre Herausforderung ist nicht statisch

25m² groß ist der Garten auf dem Dach, und das ist längst nicht so klein wie man glaubt. Meine erste eigene Wohnung hatte auch nur 28 und ich bin gut zurechtgekommen – dabei bin ich kein Blumentopf und auch kein Mauerblümchen! 😉

Ausreichend Platz um Pflanztröge aufzustellen bzw. aufzuhängen ist selbst auf dem kleinsten Balkon schnell gefunden, das ist tatsächlich nicht schwierig. Die wahre Herausforderung ist jedoch nicht statisch – die wahre Herausforderung ist, mit dem begrenzten Platz auszukommen bis man die Pflanzen soweit hat, dass sie nur mehr rumstehen und friedlich vor sich hin wachsen.

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Wenn die Prinzessin sprechen könnte, würde sie sagen: „Was hast du schon wieder für ein Chaos auf meiner Terrasse veranstaltet?!“ 😉

Es ist eine Tatsache: ein Garten per se braucht  nicht viel Platz, Gartenarbeit dafür umso mehr!

Das ist etwas, was die Blogs und Sachbücher nicht erwähnen, wenn sie einem begeistert erzählen wie einfach es sei einen Garten auf kleinstem Raum zu gestalten. Das ist etwas, woran ich regelmäßig verzweifle – doch als ich mein Problem im Kreise meiner gartenbegeisterten und gartenerfahrenen Familie und Freunde angesprochen habe, wurde allseits verwundert und verständnislos mit dem Kopf geschüttelt.

Als blutige Anfängerin war ich natürlich gleich verunsichert, denn wie kann es sein, dass nur ich dieses Problem habe (steigere ich mich da unnötig rein in etwas, das so kompliziert gar nicht ist?). Doch dann bin ich draufgekommen: alle diese Leute haben richtige Gärten – riesige Gärten! – und oft auch einen Geräteschuppen, der so groß ist wie meine gesamte Terrasse. Seien wir uns ehrlich: mit vollen Hosen ist leicht stinken … 😉

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Work in Progress von der ordentlicheren Sorte

Gärtnern auf dem Dach ist eine logistische Herausforderung, doch keine unlösbare. Die Hälfte der Zeit, die ich mit Gartenarbeit verbringe, geht dafür drauf sich zu überlegen was man am praktischsten wie wohin verschieben kann um ausreichend Platz für die eigentliche Gartenarbeit zu haben. Die andere Hälfte dafür, alles von hier nach dort und dann wieder zurück zu schleifen. „Spielst du schon wieder Blumentopftetris?“, sagt der Lieblingsmensch dann und lacht.

Ja, ich spiele Blumentopftetris!

Lernt aus meinen Fehlern, liebe Leute. Lernt, Blumentopftetris zu spielen!

Ich bin patschert, faul und ungeduldig, aber ich tue es trotzdem – oder gerade deswegen. Wenn ich es nicht tue, dann falle ich permanent über irgendwelche verstreuten Gerätschaften und tue mir weh (das ist selbst mit einem hauseigenen Sanitäter nicht empfehlenswert, glaubt mir!), dann renne ich irgendwo dagegen und ruiniere unversehens Pflanzen, und das ist noch viel frustrierender … deshalb investiere ich lieber etwas mehr Zeit und auch Geld in die Organisation.

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Dreck. Dreck. Überall Dreck. Und am Ende landet er in der Dachrinne oder in der Wohnung. Bäh.

Deshalb kaufe ich hauptsächlich „fertige“ Pflanzen.

Klar sind Samen wesentlich billiger – aber es ist auch wesentlich mehr Arbeit und benötigt  vor allem wesentlich mehr Platz, um Pflanzen aus Samen heranzuziehen. Platz, den ich so nicht habe … die Fensterbänke sind nämlich das Revier der Katzen, und das wissen sie gegen Eindringlinge zu verteidigen, wenn nötig auch mit Gewalt (fragt mal mein Handy! 😉 ). Kleine Anzuchttöpfchen hätten da keine Chance, und wenn sie nicht auf dem Boden landen würde der Nervzwerg sich einen schnappen und ins Bett tragen um ihn dort richtig, richtig tot zu machen. Und dann würde ich eines schönen Tages heimkommen und einen Nervenzusammenbruch erleiden … 😉

Und damit komme ich schon zum nächsten Punkt, bei dem der eine oder andere Vollblut-Gartenfreak, der bei Blumenerde unter den Fingernägeln in romantische Verzückung verfällt, vermutlich mit den Augen rollen wird: ich steh‘ nicht auf Dreck in der Wohnung, der Lieblingsmensch noch weniger als ich.

Das ist eine ganz persönliche Entscheidung, die mit Realismus und Zeitmanagement und Prioritätensetzung zu tun hat – und mir ist es das wert, dafür ein bisschen mehr Geld zu investieren, um ein bisschen mehr Zeit zu schaffen. Dreck ist nun mal eine unvermeidliche Nebenwirkung des Gärtners, und ich will den nicht mitten im Winter durch die halbe Wohnung verteilen. Gegärtnert wird auf der Terrasse, wenn das Wetter schön genug ist um auf der Terrasse zu gärtnern.

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Minimalistisches Umgraben – dabei muss alles herhalten, auch die Aufbewahrungsboxen.

Das Wichtigste ist eine Ablagefläche und eine Arbeitsfläche.

Vom Boden einmal abgesehen habe ich leider nur den großen Tisch und einen kleinen Bereich auf der Klimaanlage zur Verfügung. Das ist suboptimal, weil mir – obwohl ich wirklich keinen Putzfimmel habe! – schon ein bisserl graust wenn Dreck auf den Esstisch kommt (ich behelfe mir mit einer Abdeckplane, oder ich vergesse darauf und putze danach gründlicher als sonst), und weil die Abdeckung der Klimaanlage aus Metall ist und gerade im Sommer brennheiß wird.

Deshalb achte ich auch darauf, dass alle einzelnen Töpfe möglichst leicht sind und sich somit gut verschieben bzw. wegtragen lassen. Ich hätte ja gerne schöne Steinguttöpfe, aber die sind noch schwerer … Beim alltäglichen Blumentopftetris und beim Überwintern kann man das ja noch irgendwie umgehen, doch zu glauben, dass genau dieser Topf für immer genau da stehen bleiben kann ist fatal. Über den Winter ist eine der Bodenlatten gebrochen und der ganze Bereich musste freigeräumt werden damit die Handwerker arbeiten können. Dann musste ich die vier Hochbeete à 250 Liter Erde verschieben um sie rundherum lackieren zu können. Lauter so Sachen, an die ich zuerst nicht gedacht hatte, bis es halt passiert ist. Gerade wenn man üblicherweise kein zweites Paar helfender Hände zur Verfügung hat, sollte man das umso mehr bedenken.

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Putzta wischta bista glänzta …

Was nicht „mehrzweck“ ist, ist zwecklos.

Wer mal auf kleinstem Raum gelebt hat, weiß es bereits: man muss mit dem wenigen vorhandenen Platz so gut wie möglich haushalten, und deshalb sind Multifunktionsgeräte dein neuer bester Freund. Das sind Prioritäten, die gesetzt werden müssen, wenn man schlichtweg nicht den Platz hat um ein Gartenschuppen-/Kellermessie zu sein.

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Leben ohne Komposthaufen. Dreck in Kübeln und Ikea-Taschen drei Stockwerke runter schleppen und auf den Mistplatz führen.

Es ist notwendig, aber nicht instagramwürdig. Und das ist okay.

Ja, es mag kindisch klingen sich über dergleichen Gedanken zu machen, doch die (Selbst-)Darstellungen in den sozialen Medien sind nun einmal eine Realität – sie sind allerdings nicht die Realität.

Ich liebe die Gärtner von Instagram, wegen der Inspiration und der Vorbildwirkung. Ich hasse die Gärtner von Instagram, weil der Neid schnell einmal grüner wird als der Daumen. Instagram ist so ein Ort der Perfektion und der Illusion, an dem alles total easy und wunderschön erscheint … erscheint, denn man kann meist nicht hinter die Fassade blicken. Kaum jemand wagt es die Realität des Gartens unverblümt (entschuldigt den blöden Wortwitz) darzustellen – mit Dreck und Fehlschlägen und Dünger im Gesicht (scheiße, wie ist der dorthin gekommen?!) und Chaos und Verwüstung. Ich weigere mich zu glauben, dass es nur mir so ergeht – doch was ich sehe sind nur schicke Blumen und knackiges Gemüse und glückselige Mühelosigkeit und vielleicht zwischendrin ein sorgfältig auf „hach wie chaotisch!“ arrangiertes Bild, nicht die harte Arbeit, die dahinter steckt und rasch ausgeblendet wird. Warum eigentlich? Würde ich das sehen wollen, würde ich Hochglanzmagazine kaufen und britische Gartensendungen anschauen.

Ich fände es toll, auch den Weg zum Erfolg sehen zu können … Blumentopftetris und Solidarität, denn nur grinsende Selfies beim Blumengießen sind langweilig. Ich will lernen, wie andere mit und in ihrem begrenzten Platz arbeiten.

Dies hier ist mein Ansatz … wie gesagt, nur ein Ansatz.

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Zu guter Letzt: Cat Content. Wer braucht ein schickes Katzenbettchen, wenn man auch die Abdeckplane vom Tisch und ein leeres Drainagekugerlsackern haben kann? 😉

13 Kommentare Gib deinen ab

  1. Sehr schöner Beitrag 😀 Blumentopftetris kenne ich zu gut, gerade jetzt kurz vor den Eisheiligen! Die Fensterbank, die wir uns selber aus Brettern zusammenbauen mussten, steht RAPPELVOLL mit Pflanzen, es sind ja allein 18 Tomaten und 4 Artischocken, an die 10 Kürbisse und 15 Gurken 😀 Die Schreibtische und der Wohnzimmerschrank sind auch schon überfüllt! Tetris spiele ich dann regelmäßig, weil ja alle Pflanzen mal auf die Pole Position auf der Fensterbank dürfen! 🙂 Außerdem brauchen ja alle Pflanzen Untersetzer, damit beim Gießen das Wasser nicht einfach wieder unten rausläuft… das ist noch immer das größte Problem 😀

    Mit dem Dreck in der Wohnung haben wir uns fast arrangiert! Sämtliche Aussaaten werden in der Küche gemacht, wo ein 80l Sack Pflanzerde und ein 20l Sack Aussaaterde in der Ecke bereitstehen, und die Töpfchen müssen ja auch irgendwo gelagert werden! Mit dem Auffegen der Erde kommen wir nicht hinterher 😀

    Da unser Garten knappe 10 Minuten Fußweg entfernt ist und wir kein Auto haben, kommt mein liebster Teil des Jahres dann Mitte Mai, wenn wir gefühlte 1000 mal hin und her laufen (quer durch die Stadt), um alle Pflanzen von der Fensterbank ins Beet zu verfrachten 😀

    Die romantische Vorstellung vom Gärntern sieht wahrscheinlich anders aus, aber ich finde es immer wieder sehr amüsant 😀

    Liebe Grüße!

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    1. Hanna sagt:

      Beruhigend zu wissen, dass es nicht nur mir so geht 😉 vielleicht solltet ihr euch für die Übersiedelung der Pflanzen nach draußen einen Leiterwagen oder einen Einkaufswagen zulegen – das gäbe bestimmt auch ein witziges Bild 😜

      Mit drei Katzen in der Wohnung ist mir das Risiko zu groß auch noch Erde mit reinzubringen. Da wäre selbst regelmäßiges Aufkehren nicht genug … muss sowieso schon jeden zweiten Tag staubsaugen weil sie alles verschleppen 😒

      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!

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      1. 😀 Ja, wir haben für die Übersiedelung jetzt schon einen Fahrradanhänger, der allerdings nicht an unsere Fahrräder passt… Jetzt laufen wir damit immer mitten durch die Stadt 😀

        Mit den Katzen würde ich das auch nicht riskieren, und mit Teppichboden erst recht nicht 😀 Die Erde kriegt man bestimmt nur schwer wieder weg..

        Liebe Grüße!

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      2. Hanna sagt:

        Haha, das klingt ja höchst amüsant! Wünsche Euch schon mal alles Gute 😉

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  2. pflanzwas sagt:

    Schön geschrieben ! Und ja, ich kenne „Blumentopftetris“ auch 😀 Abgesehen vom Überwintern, wo ich hier alles zusammenräume und an die warme Wand schiebe, auch dann, wenn mir die Verteilung der Pflanzen mal wieder nicht gefällt. Da könnte es noch hübscher aussehen oder dort..zum Glück habe ich viele kleine und mittlere Töpfe, aber auch den einen oder anderen Großen.. Ja, es gibt viele Gelegenheiten für das Spiel 🙂 Einen Hochglanzbalkon habe ich auch nicht. Ich finde es sympathisch, wenn auch ein wenig Chaos herrscht. Wie du sagst, sonst kann man sich auch Hochglanzmagazine ansehen. Viel Spaß noch beim Dachgärtnern – süß, deine Katze !

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    1. Hanna sagt:

      Dankeschön! 🙂 Von den Katzen wird es im Laufe der Zeit sicher auch mehr zu sehen geben! 😉

      Ich bin froh zu hören, dass es nicht nur mir so geht! 🙂 Es könnte bei mir wirklich noch hübscher aussehen – werde mir demnächst so einen Ständer mit Stufen zulegen, damit nicht einfach alles nebeneinander am Boden steht. Yay Tetris! 🙂

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      1. pflanzwas sagt:

        Ich gestehe: die absolute Chaosecke habe ich hier noch nicht gepostet…was zum Verstauen wäre gut, aber jetzt auch noch den Balkon möblieren 😉 ? Wenn mir mal was passendes, günstiges über den Weg laufen sollte, könnte ich schon in Versuchung kommen. Ich habe auch schon überlegt, ob ich mit den unzähligen kleinen Tontöpfen, die ich zur Zeit übrig habe, Kunstwerke kreieren sollte…Tontopfpyramiden…oder so ähnlich 🙂 Da käme auch wieder Tetris ins Spiel, haha !
        Ich freue mich auf weitere Katzenbilder und viel Spaß beim weiteren „Räumen“!!

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      2. Hanna sagt:

        Was zum Verstauen … da sagst Du was, danach suchen wir auch schon seit geraumer Zeit! Eine größere Banktruhe oder einen Schrank vielleicht … aber alles was man so findet ist entweder hässlich (sorry, aber ich hab eine Plastik-Rattan-Imitat-Allergie 😉 ) oder instabil oder viiiel zu teuer. Für Werkzeuge und Kleinkram hab ich diese drei roten Plastikboxen, ganz optimal ist das zwar nicht aber dafür günstig und praktisch, weil tetrisfähig 😉 . Und die Pölster und überzähligen Gartenstühle stehen derweil im Arbeitszimmer im Weg. Ich hätte _nie_ gedacht, dass das so schwer sein könnte! :/

        Freu mich auch auf mehr von dir – ob Chaosecke oder nicht 😉 LG!

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      3. pflanzwas sagt:

        Ja, das ist wirklich eine Herausforderung ! („Plastik-Rattan-Imitat-Allergie“ – du Ärmste, das muß hart sein :-)) In den schicken Gartenheften bekommt man auch keine Tips zu schönen und preisgünstigen Verstauungsmöglichkeiten (solche Probleme haben die Leute da nicht – merkwürdig !) Vielleicht wäre eine Laube die Lösung. Schade, daß mir dafür der Platz fehlt. Falls du irgendwann eine Lösung findest – immer her damit 🙂 Liebe Grüße nach Wien

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      4. Hanna sagt:

        Die Zielgruppe der schicken Gartenhefte hat ja auch riiiesige Gärten mit riiiesigen Gartenhütten, da ist das kein Problem 😉

        Die Plastikkisten sind gar nicht so blöd als Zwischenlösung – ich glaube ich schreibe da demnächst mal einen Beitrag dazu, als Ausgangspunkt für weitere Ideenfindung 🙂

        Liebe Grüße zurück nach Hannover! 🙂

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      5. pflanzwas sagt:

        Oh ja, gute Idee 🙂 – Das Problem dürften ja noch ein paar mehr Menschen teilen…vielleicht kommt was kreatives bei raus !

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